Peter Kogler
Opening 4.November 2011, 7pm
November 2011 - January 2012
Text zur Ausstellung
Peter Kogler Irritation und Fragilität des Räumlichen
Die aktuelle Ausstellung von Peter Kogler in der Galerie Widauer ist in vielerlei Hinsicht ungewöhnlich. Zum einen präsentiert Kogler hier zum ersten Mal in Innsbruck eine Raumintervention, die den gesamten Galerieraum umfasst. Die all-over Struktur erfasst nicht nur die Wände, sondern auch die Decke und den Boden. Der Besucher ist inmitten des Kunstwerks. Die graphische Struktur, wie sie etwa in Koglers Röhrensystemen oder auch seinen anderen Vernetzungsmustern immer wieder auftaucht, hebt gewohnte Sichtweisen und Perspektiven auf. Auf irritierende Weise hinterfragt der Künstler den euklidischen Raum, das heißt, der Betrachter befindet sich nicht mehr im ihm vertrauten architektonischen Raum, sondern gleichsam in einer konstruierten Wirklichkeit, die seine Wahrnehmung und Orientierung unmittelbar beeinflusst. Die Intensität dieser artifiziellen Umgebung wird durch die Verwendung der Farbe Rot erhöht. Kogler greift hier die prägnante Farbe der Außenfassade und der Fenster der Galerie auf, um einen auch inhaltlichen Kontext zu erzeugen. Somit ist "sein" Raum zugleich Rahmen und Bezug für die Skulpturen, zum anderen konstituiert er seine eigene Identität als realer, dreidimensionaler Bildraum.
In dieser Konstruktion einer Wirklichkeit jenseits der Welt, wie sie uns alltäglich erscheint, transformiert Peter Kogler auch seine eigenen Werke, die er in diesen Raum setzt. Es entstehen neue, intensive Bezugsysteme in einem vernetzten Raum, der außerhalb der unmittelbaren Erfahrungswelt zu sein scheint. Er vermittelt das faszinierende Gefühl einer reinen Welt der Konstruktion, ohne die aleatorischen und vergänglichen Elemente des vermeintlich Realen.
Der Besucher wird Teil dieser subtilen künstlichen Welt aus Lineaturen, Mäandern und Verschlingungen, in der er mit den Bildern und Skulpturen zuweilen Orten des Verweilens und der Konzentration begegnet, die ihn auf geradezu hypnotische Weise mit vertrauten Schnittstellen des Koglerschen Werkes konfrontieren. Mit dieser Ausstellung sublimiert Kogler mit großer sinnlicher Intensität die Labilität des Räumlichen und die Faszination eines Bildraumes, der sich gewissermaßen völlig autonom konstituiert und den Betrachter ganz direkt und magisch in seinen Bann zieht.
Gaby Gappmayr, 2011