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Artists
   Thomas Bayrle
   Sunah Choi
   Oliver Laric
   John Miller
   Matt Mullican
   Nikolaus Schletterer

Selected Works

Thomas Bayrle, Sunah Choi, Oliver Laric, John Miller, Matt Mullican, Nikolaus Schletterer
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Opening: 6. July 2019, 7pm
July - August 2019

Text zur Ausstellung
Zur Differenz im Vielfältigen – Ansammeln 

Die aktuelle Ausstellung in der Galerie Widauer vereint Werke unterschiedlicher Künstlerinnen und Künstler der Galerie, die auf den ersten Blick völlig verschiedene künstlerische Konzepte verfolgen. So finden sich neben skulpturalen Werken auch Photographien, Digitaldrucke, Installationen, Zeichnungen und Bildobjekte . Auch die Materialien sind  höchst unterschiedlich. Stahl, Leinwand, 3D-Prints, Styropor, Spiegelglas, Siebdruck, Diasec Print, Inkjet Print oder Karton. Gerade diese Heterogenität macht jedoch den Reiz dieser Ausstellung aus. Die in den Werken angelegte Vielfältigkeit, Schichtung, Serialität, Disparatheit der Formen, Kleinteiligkeit oder Verdichtung hat ganz verschiedene Genealogien. Mag den Werken auf den ersten Blick vielleicht formal  eine gewisse Ähnlichkeit innewohnen – sehr oft wird das Verhältnis des Einzelnen, etwa der einzelnen Form, des einen Objekts, wie etwa bei den Postkarten Matt Mullicans oder den Schuhen bei Thomas Bayrle– so ist die Intention der Künstlerinnen und Künstler doch eine jeweils völlig andere. 

So tritt bei Thomas Bayrle aus der  All-Over Struktur aus Schuhen durch die Differenzierung der Farben der Butterbrotesser (1967) hervor. Das Auge des Betrachters kreiert die durch die Serialität des Motivs eine andere Bildebene. Der bei Bayrle so charakteristische Bezug auf die Welt des Alltäglichen, die Arbeitswelt, die Industrieprodukte, einer im bildnerischen und gesellschaftlichen intendierten Gleichheit wird besonders schön fassbar in der kleinen Sonderauflage des ursprünglich für den Hersteller realisierten Verpackungskonzepts des berühmten Käses La Vache qui rit, hier gleichsam konserviert in einer Edition aus lackiertem Holz  und Karton.

Ganz anders das künstlerische Konzept Matt Mullicans, dessen Werke sich formal und inhaltlich ebenfalls auf die Wirklichkeit der realen Welt beziehen, der jedoch auf ganz individuelle Weise gleichsam in einer Systematik die Welt „ordnet“. Sind es in den  75 Zeichnungen (2009) vor allem Ornamente, Schriftzeichen, handschriftliche Variationen etwa zu Logos, so ist es bei der Serie aus 119 Postkarten (2009) der Versuch einer Schematisierung im Sinne einer logischen Reihung, einer bestimmten Sicht auf die Welt ,wie sie sich in alten Postkarten zeigt. Die transparenten Stecknadeln gehören ebenso zu dieser Weltordnung wie die Positionierung der Postkarten oder auch der Zuschnitt des Papiers. 

Bei John Miller geht es ebenso um eine spezifische Sicht auf die Welt. Während er in den Inkjet Prints immer einen Ausschnitt zu einer bestimmten Tageszeit photographisch festhält  (2019) und dabei präzise Objekte, Situationen, Momente definiert, die mit seiner Weltsicht korrespondieren, so löst er dieselbe Frage mit seiner Weltkugel (2005) auf nur scheinbar ironische Weise. Hier wuchert die Natur, Obst und Gemüse beherrschen einen Großteil der grünen Kugel, dazu vereinzelte Häuschen. Eine Vision? In Zeiten des Klimawandels und der rapiden Zunahme der Weltbevölkerung durchaus auch eine künstlerische Positionierung des Amerikaners. – Ein Abgesang, zugleich vielleicht auch ein Idyll.

  

Bei Nikolaus Schletterer steht der Bezug zur digitalen Welt im Fokus der beiden Werke (2015). Der Titel Höhlenzeichnung ist ein Verweis auf fundamentale Zeichenfindungen in der Menschheitsgeschichte. Die Zufälligkeit der Bildwerdung durch Programmierung und Auflösung des Bildes in digitale Normen lässt eine verdichtete Bildwelt entstehen, die in ihren Lineaturen, fragmentierten Formen und Schichtungen unterschiedlicher Farben und Intensitäten eine eigene, neue, zugleich digitale und unmittelbare Wirklichkeit schafft.

Auch Oliver Laric schafft Wirklichkeiten, die es eigentlich so nicht gibt, und doch scheinen sie real. Er nimmt Bezug zur Geschichte und Kunst und transformiert sie zu neuen virtuellen Geschöpfen und Objekten. So ist sein Sun Tzu Janus (2018) ein 3D-Print des berühmten chinesischen Generals und Philosophen, dessen Buch Die Kunst des Krieges vor allem Strategien der erfolgreichen Kriegsführung beinhaltet. Laric stellt ihn als janusköpfige Figur dar, in Anspielung auf den römischen Gott des Anfangs und des Endes. Der Doppelkopf impliziert auch Zwiegespaltenheit. Sein Diasec Print (2018) erinnert an ein museales Inventar unterschiedlicher Figuren. Die Tierfigurinen erinnern in ihrer Farbigkeit und dem Arrangement an Sammlungsstücke. Jedoch sind sie virtuell, die Wirklichkeit ist hier eine rein photographische. Ein subtiles Spiel also zwischen realen, musealen, geschichtlichen und digitalen Welten.

Bei Sunah Choi haben wir es schließlich mit einer äußerst präzisen Konstruktion der Wirklichkeit zu tun. Ihr Bohnen Gleis (2015) erinnert an Zen-buddhistische Gartenanlagen, die sorgfältige Verteilung der weißen und schwarzen Bohnen auf der Stahlfläche ist ein meditatives Wechselspiel aus Fläche und Punkt, aus Abständen und künstlerisch geometrischem Eingriff. Die gleiche konstruktive Präzision wird in ihrem Behälter (2014) sichtbar, aus dem scheinbar disparate Gegenstände ragen: Gitter, Rohre, PVC-Folie und Rohre. Durch die verspiegelten Innenseiten des Behälters werden die Objekte optisch aufgebrochen, die Wirklichkeit wird zum Kaleidoskop. Der scheinbaren Willkürlichkeit des Arrangements steht die Präzision des Geometrischen gegenüber. 

Alles in allem wird in der Ausstellung  die Vielfalt künstlerischer Ideen sichtbar, die sich zugleich auch in heterogenen Konzepten und der Pluralität des einzelnen Elements innerhalb eines Werkes zeigt.

Gaby Gappmayr, 2019